Länderinformationen Estland
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Allgemeines zum Land Estland
Estland, die nördlichste der drei baltischen Republiken, liegt an der Ostsee, mit Lettland als Nachbarn im Süden und Russland im Osten. Im Norden, jenseits des Finnischen Meerbusens, liegt Finnland.
Hauptstadt
Tallinn
Sprache
Estnisch (einzige offizielle Sprache, finnisch-ugrische Sprache, seit 1220 (Einzelwörter und kurze Sätze) schriftlich überliefert), Russisch (in Regionen, in denen Russen dominieren, besonders im Nordosten)
Währung
1 Kroon = 100 sents
Zeitzone
MEZ +1,0 Stunde(n)
Geschichte
Vor ca. 5.000 Jahren
Beginn der Besiedlung vom asiatischem Raum her (finno-ugrische Abstammung/Sprache)
1219
Landung von König Waldemar II. von Dänemark und Sieg über die Esten (der "Danebrog" fällt vom Himmel) beim heutigen Tallinn (= "Dänenstadt"). Beginn der Christianisierung Nordestlands
1230
Gründung der Stadt Reval (Tallinn) durch den Schwertbrüderorden mit Hilfe deutscher Kaufleute von der Insel Gotland
1248
Reval erhält Lübisches Recht
1280er
Reval wird Mitglied der Hanse
1346
Dänemark verkauft Estland an den Deutschen Orden – es entsteht der Livländische Staatenbund (Altlivland) aus fünf geistlichen Territorien (Bistümer Riga, Dorpat, Oesel-Wiek, Kurland und Deutscher Orden), die zum Römischen Reich gehören . Die mit Land belehnten und als Ritterschaften organisierten deutschen Vasallen der fünf Landesherren gewinnen zunehmend politischen Einfluss
1370
Friede von Stralsund: Blütezeit der "Deutschen Hanse", die fünf bedeutendsten Städte - Reval (Tallinn), Narva, Dorpat (Tartu), Fellin (Viljandi), Pernau (Pärnu)- sind Hanse-Mitglieder und bleiben - über den Wechsel der Oberherrschaft hinaus - deutsch geprägt
1523
Die Reformation erreicht Estland (erste lutherische Prediger in Reval)
1558
Beginn des "Livländischen Krieges" durch Zar Ivan IV. "den Schrecklichen", der in Est- und Livland einfällt und den Deutschen Orden vernichtend schlägt.
1561
Ende der Livländischen Konföderation: Reval und die Harrisch-Wierische Ritterschaft unterwerfen sich zum Schutz vor den Russen dem König von Schweden, der ihre Privilegien (autonome deutsche Landesverwaltung) bestätigt, die Insel Oesel (Saaremaa) wurde bis 1645 dänisch
1582 - 84
Schweden vertreiben Russen und bringen (bis 1645) ganzes heutiges estnisches Staatsgebiet unter ihre Herrschaft.
1629
Friede von Altmark: Das von Gustav II. Adolf von Schweden eroberte Livland und Riga werden endgültig schwedisch
1632
Gründung der Universität Dorpat (Tartu) durch König Gustav II. Adolf
1710
Während des Nordischen Krieges (1700-21) erobert Zar Peter Estland (und Livland) Reval (und Riga) sowie die Estländische (und Livländische) Ritterschaft schließen mit ihm sogen. Kapitulationen, in denen die ständischen Privilegien bestätigt werden (autonome deutsche Landesverwaltung und evang.-luth. Religion). Dies wird völkerrechtlich im Frieden von Nystad 1721 verankert.
1802
Wiederbegründung der im Nordischen Krieg untergegangenen Universität Dorpat durch Kaiser Alexander I. von Russland und die Estländische sowie die Livländische Ritterschaft
1802-1865
Agrarreformen, die in mehreren Etappen die Herausbildung eines freien Bauernstandes mit eigenem Landbesitz zum Ergebnis haben
1816/1819
Aufhebung der Leibeigenschaft der estnischen Bauern
seit 1869
All-estnische Sängerfeste, Zeit des "Nationalen Erwachens"
1885
Höhepunkt der Russifizierung (Russisch als Unterrichts- und Behördensprache, Umwandlung der Universität Dorpat in eine russische Universität Jurjew, Einführung der russischen Gerichtsverfassung)
1905
Erste russische Revolution greift auf Estland über; es kommt zu Ausschreitungen auf dem Lande mit Strafexpeditionen des russischen Militärs
1914 - 18
1. Weltkrieg und Oktoberrevolution 1917 führen zur Abtrennung der Ostseeprovinzen von Russland
24.02.1918
Ausrufung der Republik Estland (Nationalfeiertag), die von deutschen Truppen besetzt wird; nach Ende des Deutschen Reiches im November 1918 erfolgreicher estnischer Befreiungskampf gegen deutsche (Landeswehr) und gegen nachgerückte bolschewistische Truppen
1918
Estland wird von deutschen Truppen besetzt, die nach dem Ausbruch der Revolution in Deutschland im November 1918 abziehen
1919-1920
Erfolgreicher Freiheitskrieg der estnischen Armee (unter Teilnahme des aus Deutschbalten bestehenden "Baltenregiments") gegen das bolschewistische Russland
23.06.1919
Schlacht von Wenden: Estnische Armee besiegt die aus Deutschbalten in Lettland gebildete "Landeswehr" ("Siegestag")
02.02.1920
Friedensvertrag von Tartu (russischer Verzicht auf Souveränitätsrechte an Estland, Festlegung der Grenzen)
1920-1939
Aufbau des neuen estnischen Staates als Demokratie mit stark ausgeprägten Kompetenzen des Parlamentes. Deutsche werden zur nationalen Minderheit im estnischen Nationalstaat; 1919 ff. Agrarreform mit Enteignung dt. Großgrundbesitzes, seit 1925 international vorbildliche Kulturautonomie.
24.04.1934
Nach Staatsstreich präsidial-autoritäres Regime von Präsident Konstantin Päts
23.08.1939
Hitler-Stalin-Pakt mit Abgrenzung gegenseitiger Interessensphären in Geheimem Zusatzprotokoll: Umsiedlung der Deutschbalten Okt./Nov. 1939, Besetzung Estlands durch UdSSR ab 17.06.1940, förmliche Eingliederung (Annexion) in Sowjetunion als estnische SSR am 06.08.1940, erste große Verfolgungs- und Deportationswelle gegen estnische Intelligenz im Juni 1941.
Aug.1941–Sept.1944
Deutsche Besetzung: Unterdrückung estnischer Selbständigkeitsbestrebungen, Ermordung der estnischen Juden, Zwangsmaßnahmen, wirtschaftliche Ausbeutung, Einberufung von Esten.
Sept. 1944
Erneute Besetzung durch sowjetische Truppen, weitere Deportationswellen und Säuberungen: Estland verliert im Ergebnis des 2. Weltkrieges und seiner Folgen ca. 25% seiner Bevölkerung, besonders der Elite
23.08.1987
Erste politische Protestdemonstration in Tallinn, schrittweise Formierung der "Singenden Revolution" unter Nutzung von "Glasnost und Perestroika"
16.11.1988
Oberster Sowjet der Estnischen SSR verabschiedet Souveränitätserklärung, die den Vorrang der estnischen Gesetze und die alleinige estnische Verfügungsgewalt über seine Ressourcen postuliert
Feb./Mär. 1990
Wahlen zum "Estnischen Kongress" (Parallelparlament aller Personen mit estnischer Staatsangehörigkeit gemäß den Gesetzen der Vorkriegszeit) und dem von nun an "Obersten Rat der Republik Estland" genannten bisherigen "Obersten Sowjet der Estnischen SSR" (Ministerpräsident Edgar Savisaar, Außenminister Lennart Meri)
28.08.1991
Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland, Akkreditierung des ersten deutschen Botschafters am 02.09.1991
17.09.1991
Aufnahme Estlands in die Vereinten Nationen
20.09.1992
Parlaments- und Präsidentschaftswahlen
05.10.1992
Lennart Meri vom Parlament zum Staatspräsidenten gewählt
29.04.1993
Außenminister Kinkel und Velliste unterzeichnen in Bonn "Gemeinsame Erklärung über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Estland"
14.05.1993
Aufnahme Estlands in den Europarat
26.07.1994
Präsidenten Meri und Jelzin unterzeichnen in Moskau Vertrag über den Abzug der russischen Truppen aus Estland und Abkommen über soziale Garantien für Pensionäre der russischen Streitkräfte in Estland (31.08.1994 verlassen die letzten russ. Truppen Estland)
24.11.1995
Estland stellt EU-Beitrittsantrag
31.03.1998
Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen
08.10.2001
Arnold Rüütel wird Staatspräsident
21.-22.11.2002
Der NATO-Gipfel in Prag beschließt, Estland zu Beitrittsverhandlungen einzuladen
12.-13.12.2002
Der Europäische Rat von Kopenhagen beschließt, dass Estland ab 01.05.2004 Mitglied der EU sein wird.
16.04.2003
Unterzeichnung des EU-Beitrittsvertrages in Athen
Klima
Es herrscht ein kühl-gemäßigtes Klima vor.
Bevölkerung
1.439.000
Bevölkerungsdichte
31,8 Menschen je km2
Ethnische Zusammensetzung
Esten 65%; Russen 28%; Ukrainer 3%; Belorussen 1.6%; Finnen 1.0%; andere 1.8%
Religionszugehörigkeit
Orthodoxe 19.9%; Lutheraner 13.7%; andere 66.4%.
Kultur
Bis ins 19. Jahrhundert hinein dominierten Einflüsse aus West- und Nordeuropa. Unter den Künstlern fanden sich nur wenige Esten. Erst mit der entstehenden Nationalbewegung im 19. Jahrhundert änderte sich diese Situation. So fand zum Beispiel die estnische Sprache Verwendung in der Literatur und verdrängte das bis dahin bestimmende Deutsch. Die estnische Regierung mißt den Bereichen Bildung und Ausbildung, aber auch dem identitätsstiftenden Ressort Kultur hohe Priorität bei. Während das vielfältige und anspruchsvolle kulturelle Angebot, vor allem in der Hauptstadt, aber auch zunehmend in den Regionen, günstige Bedingungen im Kulturbereich dokumentiert, ist die Situation im Bildungsbereich geprägt durch finanzielle Engpässe und strukturelle Probleme. Angesichts deutlich unter dem Durchschnittseinkommen liegender staatlicher Gehälter nimmt die Abwanderung junger qualifizierter Kräfte ins Ausland und in den Privatsektor zu.
Weltkulturerbe
Altstadt von Tallinn (Reval)
Geografische Lage
zwischen 57° und 59° nördlicher Breite sowie 21° und 30° östlicher Länge
Geografische Merkmale
höchster Berg: Munamägi 318 m
größter See: Peipussee (Teil) 3548 km2
Geografie
Estlands flachwellige Hügellandschaft wurde durch die Eiszeit geprägt. Kennzeichnend sind die vielen, der Rigaer Bucht vorgelagerten Inseln.
Landschaft - Flora & Fauna
Obwohl mehr als die Hälfte des Landes Weiden und Felder einnehmen, ist die natürliche Vegetation in großen Teilen erhalten geblieben. In den Mischwäldern und Sumpfgebieten lebt noch eine artenreiche Tierwelt, zu der u.a. Hirsche und Luchse gehören.